Montag, 21. August 2017

Mein Outfit für eine festliche Angelegenheit


Schon vor einigen Monaten wurden wir zu einer Hochzeit eingeladen, und nicht nur zu irgendeiner, sondern einer aus dem engen Familienkreis. Dass ich mein Gastkleid selber machen werde, war von Anfang an klar. Die Gelegenheit, etwas schick aussehendes zu nähen, konnte ich mir nicht entgehen lassen. Allein die Auswahl des Modells hat viel Freude bereitet. In Betracht kamen Kleiderschnitte, die ich immer wieder bei Burda bewunderte, doch als “nicht alltagstauglich” aus meiner TODO-Liste ausgeschlossen habe.

Das Modell 122 aus Burda Style 4/2016 fiel mir sofort auf, nachdem ich das Heft aus meinem Briefkasten zog und kurz durchblätterte. Diese Ausgabe finde ich besonders gelungen, mein Jumpsuit in dunkelrot stammt auch daraus. Und auch hier habe ich das Modell in der Farbe schön gefunden, die auch im Heft präsentiert ist. Ein kühler puderrosa Farbton kombiniert sich wunderbar mit weichen Drapierungen am Kleid und verleiht dem eleganten Kleid eine gewisse Leichtigkeit. Ich habe sogar den Stoff sofort gekauft. Nur musste der Stoff ein Jahr lang warten, weil ich keine Gelegenheit sah, so ein Kleid anzuziehen.

Der Oberstoff ist eine Art Krepp, vermutlich Polyester. Als Futter habe ich mich für einen farblich passenden Satin mit Seidentouch künstlichen Ursprungs entschieden. Pure Chemie, für mich ganz untypisch, aber in diesem Fall war sie notwendig, weil ich mich damals noch nicht an Seide rantraute.

Das Kleid ist wirklich nicht schwer zu nähen. Der Stoff verzeiht sehr viel, ist leicht elastisch und fällt schön, so dass kleine Passformungenauigkeiten gar nicht auffallen. Trotzdem habe ich am Anfang die übliche Schnittanpassung gemacht. Nachdem ich mir überall im Internet Kleider anschaute, die nach diesem Schnittmuster genäht wurden, habe ich entschieden, dass der Halsausschnitt - meine übliche Gefahrenstelle - wahrscheinlich angepasst werden muss. So habe ich beim Ausschneiden des Futters die Nahtzugaben im Bereich des Ausschnitts etwas größer gelassen. Ich habe das Futter geheftet und nötige Anpassungen gemacht, die ich danach auf den Schnitt des Oberkleides übertragen habe. Das restliche Zusammennähen ging einfach. Mittlerweile habe ich genug Erfahrung mit ärmellosen gefütterten Kleidern, bei denen das Versäubern der Hals- und Armausschnitte wahrscheinlich das Schwierigste ist. Der Knoten hat sich gut nach der Anleitung nähen lassen.

Die letzten zwei Jahre war es im August unerträglich heiß. Die Stoffe, die ich verwendet habe, waren synthetisch, deswegen habe ich mir Sorgen gemacht, dass ich bei der Sommerhitze in diesem Kleid wie in einer Plastiktüte schwitzen werde. Das Wetter wechselte aber kurz vor dem Hochzeitstermin von heiß auf kühl. Ich brauchte dringend etwas zum Drüberziehen. In meinem Schrank fand ich mehrere Jacken, doch waren sie alle entweder farblich oder vom Stil her nicht so passend. So ist die Entscheidung gefallen, ein paar Tage vor dem Termin ein einfaches Bolerojäckchen dazu zu machen. Ich habe mich für das Modell #6645 aus der Burda Style Frühjahr/Sommer Kollektion 2016 entschieden.
Der Oberstoff meines Kleides war im Geschäft, in dem ich ihn ursprünglich gekauft habe, noch vorhanden. Mein Glück, dass solche Abendkleidstoffe nicht so schnell ausverkauft werden. Das Futter habe ich nach dem Durchsuchen des Lagers zusammen mit der Verkäuferin leider nicht mehr gefunden. So bin ich auf meine erste Erfahrung mit Seide gekommen: der Seidensatin, der im Stofflager in mehreren Farben für 18 Euro pro Meter vorhanden war, hat als Futter für mein Jäckchen am Besten gepasst. Ich habe 90 cm davon genommen, es hat locker gereicht.

Wenn ich den Bolero komplett aus dem Oberstoff des Kleides gemacht hätte, hätte ich wahrscheinlich wie eine rosafarbene Wolke ausgesehen. Der Stoff ist so matt, dass er ohne Drapierungen oder Verzierungen sehr langweilig aussieht. So bin ich auf die Idee gekommen, ihn mit einer farblich passenden Spitze zu schmücken. Die Spitze habe ich mit dem Oberstoff wie eine Stofflage verarbeitet.

Für die Schnittanpassung der Jacke hat die Zeit nicht mehr gereicht und ich habe sie auf einen Schuss fast ohne Anprobe genäht. Gepasst hat sie sehr gut, wobei ich sagen muss, dass man bei so einem Modell nicht viel verkehrt machen kann. Das Seidenfutter zu nähen war ein bisschen knifflig, aber nach der Kurzausbildung im Internet war ich theoretisch bestens vorbereitet. Die Seide fühlt sich sehr angenehm an. Ich glaube, dass dieses Jäckchen nicht das letzte Kleidungsstück gewesen sein wird, dass ich mit Seide gefüttert habe. Mal schauen, wie die Jacke das Waschen in der Maschine übersteht.

Auf den letzten Drücker habe ich mir noch eine passende Clutch nach der Anleitung von Pattydoo genäht. Das schien mir einfacher als nach einer passenden Farbe zu suchen und extra eine zu kaufen. Obwohl so eine Clutch nicht schwer zu nähen ist, habe ich in der Eile viele kleine Fehler gemacht, so dass die Tasche wirklich selbstgenäht aussieht. Trotzdem habe ich dafür viele Komplimente erhalten und zum Glück wollte keiner die Tasche aus der Nähe sehen. Vom Stoff her ist das keine große Investition gewesen. Deswegen werde ich nicht traurig sein, falls diese Tasche so ein Einwegartikel war und ich mir nächstes Mal, wenn ich das Outfit trage, etwas anderes überlege.

Mein Outfit ist auf der Hochzeit sehr gut angekommen. Nur wenige Leute wussten, dass es selbstgemacht ist, trotzdem habe ich viele Komplimente fürs Gesamtoutfit erhalten. Mit so einer Farbe besteht immer die Gefahr, vom Aussehen her “zu nah” an die Braut zu kommen. Da unsere Braut ein richtiges weißes Brautkleid mit Schleier, Schleppe und allem, was dazu gehört, getragen hat, habe ich mir erlaubt, diese hellrosa Farbe anzuziehen. Meiner Meinung nach würde dieses Outfit auch gut als Brautoutfit für die standesamtliche Trauung durchgehen. Unkompliziert zu nähen und bequem zu tragen, ist es absolut weiter zu empfehlen. 

Schnitt Kleid: Burda style 4/2016 Mod. 122, hier als Downloadschnitt
Schnitt Jacke: Burda Style Frühjahr/Sommer Kollektion 2016, Schnitt #6645
Schnitt Tasche: Bowie in XXL von Pattydoo

Stoffe Kleid:
Oberstoff: Polyesterkrepp in Puderrosa
Futterstoff: Polyestersatin mit Seidentouch in Puderrosa

Stoffe Jacke:
Oberstoff: Polyesterkrepp in Puderrosa mit Spitze obendrauf
Futterstoff: Reinseidensatin in Puderrosa
Stoffe Tasche: Reste von der Jacke, verstärkt mit Decovil Light und Vlieseline G 630

Alle Stoffe bis auf die Spitze gekauft bei Das Stofflager in Griesheim (link)
Spitze von Alfatex

Fotos: meine
Schuhe: Tamaris

2 Kommentare:

  1. Wow. Ich bin hin und weg. Was ein tolles Kleid - die Jacke dazu macht das Outfit perfekt. Als mein großer Bruder geheiratet hat, hatte ich mir ein ähnliches Kleid rausgesucht, das ich mit nähen wollte. Ich habe für ne Menge Geld richtig guten Stoff gekauft, beim Zuschneiden aber einen Fehler gemacht und das Kleid aufgrund dessen nie tragen können. Na ja, und bei der Hochzeit meines kleines Bruders habe ich es dann gleich gelassen. Aber ich schwöre mir jedes Mal, wenn ich so tolle Kleider wie Deines sehe, dass ich mir zu nächsten Hochzeit selbst ein Kleid nähe, weil ich weiß, dass das etwas ganz besonderes ist.
    LG, Sandra
    PS: Die Fotos sind auch super

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Sandra, vielen Dank für dein Kommentar. Es ist sehr angenehm zu hören, dass dir meine Kreation du gut gefallen hat. Der Stoff, den ich verarbeitet habe, war günstig, weil Polyester. Vielleicht deswegen habe ich keine Bedenken beim Verarbeiten gehabt :) Im Endeffekt hat sich der Stoff ganz gut beim Tragen angefühlt, teilweise dank kühlem Wetter. Es freut mich, dass die Fotos gut angekommen sind. An dem Tag der Hochzeit habe ich mir die Haare hochstecken lassen, doch meine Versuche an dem Tag des Shootings für den Blog das selbst zu machen haben in einer offenen Frisur resultiert :), die wahrscheinlich am wenigsten zum Outfit passt. Mich selbst zu frisieren muss ich noch üben :)

      Löschen